The GoodWood Festival of Speed



Die Idee:

Was schenkt man Leuten zum Geburtstag, die eigentlich schon alles haben?

Einen Hut, eine Jacke, ein Autobuch, was man zu den anderen 20 Stück stellen kann?

Nein viel zu einfach !

In einschlägigen Oldtimerzeitschriften liest man immer wieder vom legendären Goodwood Festival of speed. So haben wir den Urlaubskalender rausgeholt und siehe das „FoS“ lag genau in der Mitte unseres alljährlichen Südengland Urlaubes im malerischen New Forrest. Also ging ich auf die Internetseite von Goodwood House und buchte das Geburtstagsgeschenk schlechthin.

Über den Preis der Karten für zwei Personen brauche ich nicht zu reden! Doch was mich etwas irritierte war der Preis für das Parkticket! 65 Pfund!! Na ja dachte ich, ist ja nur einmal, und wer weiß wo man sonst sein Auto abstellen muss, denn es sollte ja ein großes Gelände sein, was mich als Beaulieu Veteran eigentlich kalt ließ.

Eine Woche nach der Buchung kamen dann auch schon die Karten, im edlen Etui und den besten Wünschen des Veranstalters und einem Parkschein für die Scheibe mit der Aufschrift „SupercarPark“ was auch immer daß hieß.

Also vor ab! Die Übergabe des Geschenkes war schon mal der Knaller! Freudentränen flossen!

Die Anfahrt:

Dann fuhren wir also in den Urlaub! Südengland, Sonne, mir den Oldtimern auf Tour.

Am 28.Juni  war es dann so weit, mitten im Urlaub um fünf Uhr aufstehen, ein Graus!

Aber der Veranstalter sagt der Parkplatz öffnet um sieben Uhr und wir hatten ja einen Weg von ca. 1,5 Stunden Fahrt vor uns von Milford on Sea über  Southhampton und Porthmouth nach Chichester. Bis dahin kein Problem! Vom Veranstalter super geregelt war alles bestens ausgeschildert. Auf 87.7 gab es Goodwood Radio mit Informationen zum Tag, den prominenten Gästen und Verhaltensregeln zur Anfahrt auf das Gelände.

Von weitem aus sah man Goodwood House auf dem Hang liegen und man bekam langsam einen Eindruck von der Größe des Geländes. Straßenschilder wiesen den Weg zu den Parkplätzen für Reisebusse, PKW und Motorräder, doch für Passholders wie uns ging es immer weiter gerade aus vorbei am Rolls Royce Werk und durch einen Wald. Mit jeder Parkplatz Abbiegung an der es für uns weiter geradeaus ging wurden die Auto´s weniger, jedoch erheblich hochwertiger! Dann kam auch unsere Abbiegung ! Es ging durch ein gemauertes Portal mit schmiedeeisernem Tor und Wachpersonal vorbei an einem sehr schönen alten Gebäude durch eine Parklanschaft. So langsam dämmerte mir  was das mit dem Supercar Park auf sich hatte, denn vor mir, auf der aus Aluminiumplatten gebauten Straße fuhr ein Aston Martin und hinter mir kam ein Lambogini.

Als wir nach ca. fünf Minuten Rundfahrt durch den Park an unserem Parkplatz ankamen wartete dort schon ein Einweiser der akribisch genau die Fahrzeuge in Reih und Glied setzte. Ein Supercar neben dem Anderen! Bentley, Ferrari, Lambogini, Nobel, Königsegg und von Jaguars rede ich gar nicht mehr!




Und mitten drin mein MG B!

Sah auch komisch aus und einige dieser Supercar Besitzer haben auch komisch geschaut, doch mit dem V8 Emblem an der Frontschürtze relativierte sich das Verhältnis schon wieder; hatte ich ja einen 3,5 Liter V8 unter der Haube und somit schon mal mehr Hubraum als so mancher Turbo getriebene Supersportler.

Das Festival of Speed: 

Nach einem anstrengenden Fußmarsch von ca. 50m , auch das war ein Vorteil des Supercar Parkplatzes waren wir am Eingang. Kontrolleure in weißen Doktorkitteln scannten unsere Tickets „ sind wir schon drin? Das ist ja einfach!“

So langsam wurde uns das ganze Ausmaß der Sache klar!

Als erstes brauchten wir mal einen Überblick was so passiert, also kauften wir ein Programmheft für ganze 15 Pfund. Programmheft mit Bildern aller Fahrzeuge in Klassen eingeteilt, Hochglanzheft mit Werbung und ein Radio mit dem Goodwood Streckensender.

Bis zum Start der Ralley Fahrzeuge war noch etwas Zeit, also gingen wir mal zur Strecke für die „normalen“ Fahrzeuge. Quer durchs Fahrerlager der Formel1; ein Querschnitt durch die Jahrzehnte vertreten waren die Silberpfeile längst vergangener Tage mit dem Fahrer John Surtees (mehrmaliger Motorrad und Formel1 Weltmeister), sowie die Teams von Ferrari, Redbull u.s.w. mit den Aktuellen Rennboliden und Ihren derzeitigen Fahrern. Am Ende des F1 Paddock schloss sich das Lager der Motorrad Fahrer an und auch dort machte man eine Zeitreise durch die Geschichte des Motorrad Rennsports.






An der Asphaltstrecke ging es schon am frühen Morgen zur Sache, manche Fahrzeuge kamen nur zum Schaulaufen und andere Fahrer kämpften mit dem Messer zwischen den Zähnen um die Bestzeit auf der Hillclimbstrecke, denn hier geht es um die Ehre! Auf der 1,86 Km langen Strecke treten alle in einer Klasse gegen einander an um den Streckenrekord zu brechen, der seit 1999 von Nick Heidfeld auf einem McLaren-Mercedes MP4/13 mit 41,6 Sekunden gehalten wird.

Der Ralleytrack:






Als es dann Zeit wurde für den Ralley Track liefen wir zum Shuttle. Die Shuttles waren riesige New Holland Traktoren mit Planwagen, die einen so 20 min. durch die Rabatte kutschierten, bis man am Ralleytrack ankam. Auch hier geschäftiges Treiben in allen Klassen. Hier traten der legendäre Montecarlo Mini, ein Rover SD1 V8 (mit dem selben Motor wie mein MG B ihn hat) diverse Ford Escort und die Ralleyboliden von Subaru und Mitsubishi an.




Der eine kämpfte härter der andere ließ es langsamer angehen und manche hatten halt Pech wie der Fahrer des Datsun hier. Vorderachse sauber ausgebaut!






So wanderten wir einige Zeit durch den Wald und hörten auch ständig die Motoren der „normalen“ Rennwagen, aber absolut keine Orientierung. Doch nach gut einer dreiviertel Stunde erreichten wir eine Lichtung am Waldesrand auf der es tüchtig zur Sache ging! Es war laut, es staubte und wieder jede Menge Motorenlärm. Ein Traum! Der Lärm kam A: von der Asphaltrennstrecke die wir wieder erreicht hatten und die sich hier auf eine lange Gerade in den Wald verabschiedete und B: von zwei Vorführstrecken. Auf einer Strecke fuhren Auto´s einer Ralley Fahrschule die aussahen wie motorisierte Überrollkäfige mit denen die Fahrer drifteten und Sprungkuppen übersprangen.



Bowler Range Rover mehr....


Auf der Anderen waren die Monster der Firma Bowler unterwegs. Bowler ist der Range und Land Rover Tuner im Königreich. Für nur 25 Pfund gab es einen Platz auf dem Beifahrersitz einer Kanonenkugel an der wohl auch Münchhausen seine Freude gehabt hätte. Der Ritt dauerte so ca. 40 Sekunden was so manchem auch genug war. Ehrlich Ich habe noch nie gesehen wie man ein 2,3 Tonnen Auto im Renntrimm einen Berg hoch beschleunigen kann an dessen Hang man im stehen Gras fressen kann.

Die Flugshow:

Und dann, ja dann wurde es extra laut, denn die tollkühnen Männer in Ihren fliegenden Kisten der Royal Air Force gaben sich die Ehre und zeigten die atemberaubensten Manöver mit Farbschweif am Heck und allem was dazu gehört. Nach ca. 20 Minuten verabschiedeten sich die Red Arrows der Queen wieder und alles ging weiter seinen Gang.




The Red Arros mehr....


Asphaltcowboys:

Weiter Berg ab ging es dann wieder vorbei an der Asphaltrennstrecke, auf  der es dann auch die Motorradfahrer zu sehen gab, die man von der Ilse of Man Tourist Trophy  kennt und die die Berg auf Gerade komplett auf dem Hinterrad absolvierten.

Natürlich gehr nicht immer alles gut, so kam was kommen mußte! Dem Fahrer eines Aston Martin ging erst der Mut und dann auch noch die Straße aus und er verschrottete seinen schönen Klassiker an einer Steinwand an der wahrscheinlich auch schon Pferdefuhrwerke vorbei schrammten.






Als Pausenfüller gab es Motorradstunt Vorführungen des Iren Mattie Griffin auf seiner BMW F800r und Autodrift Einlagen von Terry Grant, der aus seinem driftenden Auto aus- und auch wieder einstieg.



Mattie Griffin mehr....


Terry Grant mehr....



Der Start:

Durch eine Stadt von Attraktionen wie einem Range Rover Vorführkurs, Bespaßungen für Kinder und einem Showground der Motorrad Trail Fahrer liefen wir zum Startpunkt der Hillclimbstrecke an der wir auch einen Blick auf die Rennfahrerlegende Emerson Fittipaldi erhaschen konnten. Auch der Startbereich hat es in sich, denn vor dem Berg sind alle gleich so konnten wir den Start des Legendären Montecarlo Mini Cooper sehen, miterleben wie Us Nascars mit qualmenden Rädern versuchten Ihre Kraft auf die Straße zu bringen oder die Ps starken Allrad getriebenen PikesPeak Wagen von Audi und Peugeot beobachten, wie sie Quasi unspektakulär ohne qualmende Räder einfach nur schnell davon fuhren.






Flugshow die zweite:

Und auch hier wieder eine Flugshow diesmal nicht die Red Arrows, sondern die Letzte flugfähige Maschine des Legendären Vulcan Bombers, der bis Mitte der 90er noch als Tankflugzeug eingesetzt wurde. Die Vulcan wird durch einen Privaten Verein in der Luft gehalten und nimmt an ca. 20 Shows im Jahr  teil. Ein riesen Fluggerät, daß mit einer Flügelfläche von rund 370m² schon mal die Sonne verschwinden lassen kann, angetrieben von vier Rolls Royce Triebwerken bringt Sie es auf Überschallgeschwindigkeit, jedoch zum Demonstrationsflug sah es fast aus als würde Sie in der Luft Parken. Auf der Webseite Vulcan in the Sky gibt es eine Menge mehr Info´s und auch die Möglichkeit dem Verein eine kleine Spende zukommen zu lassen um die Vulcan auch weiterhin in the Sky zu halten.




Vulcan in the Sky mehr....


Royales Treffen:

Am Späten Nachmittag setzten wir unsere Rennsportwanderung fort und es bot sich uns ein bizarres Bild. Hinter einer Tribüne erreichten wir einen Parkplatz auf der Wiese auf der Brave Chauffeure mit Ihren Rolls Royce auf Ihre Herren warteten. So viele dieser Autos habe ich auf einmal noch nie gesehen! Und auch hier hält die Moderne Einzug, nicht nur einfache Schwarze Autos mit Silbernen Felgen gab es zu sehen, sondern auch Autos in Hellblau Metallic und Matt schwarzen Rädern. Terence Hill und Bud Spencer hätten daran bestimmt Ihre Freude gehabt, hatten Sie doch in vier Fäuste gegen Rio als die Brüder Coimbra  einen Rolls mit Flammenlackierung.

Den Bogen raus:

Zum Schluss erreichten wir dann auch wieder GoodWood House in dessen „Vorgarten“ daß alljährliche Car Display zu sehen war. In diesem Jahr ging es um Mercedes. Mit Zwei Autos wurde ein Bogen zwischen der Formel 1 der Vorkriegszeit mit einer Replik des Mercedes W25 Silberpfeil von 1934 und der Moderne geschlagen, verkörpert durch den Einsatzwagen von 2013.






Am Ende des Tages pilgerten wir zurück zu unserem Auto mit der Erkenntnis, wenn Rennsport Events, dann in England. Nach fast 1700 Worten kann ich sagen, daß alle Bilder der Welt und das ganze Internet wohl nicht ausreichen um daß zu beschreiben was es hier zu erleben gibt!






Und erst der schöne Benzin und Reifengummi Geruch!